Domingo, 10. Fevereiro 2013
Der Amazonas - Von Belem nach Manaus
In Belem angekommen ging es zunächst auf Hostelsuche. Das einzige Hostel kam mir verhältnismäßig teuer vor, weshalb ich mich auf die Suche nach einem Hotel machte. Im erfolgsversprechendsten Viertel fand ich dann einige Hotels, die meinen Preisvorstellungen entsprachen, wenn auch die Ausstattung nicht besonders perfekt war, aber auf der Reise hatte ich bereits jegliche Luxusansprüche abgeworfen um mein Budget nicht zu sprengen. Das ausgesuchte Hotel war dann ganz in Ordnung, aber die Besitzerin stellte sich als regelrechte Hexe heraus. Eventuell hatte das mir unbekannte Gründe, aber die schon etwas ältere Frau verteilte ihre negative Stimmung mit lauter, unsympatischer und verärgerter Stimme auf das ganze Haus und die übrigen Mitarbeiter. Es war irgendwie der totale Kontrast zu den Brasilianern, die ich bisher überall getroffen hatte.
Mein Hauptziel in Belem bestand aber sicher nicht darin mich länger mit ihr zu unterhalten, sondern mich auf meine Amazonasreise vorzubereiten. Einziger Weg in den Dschungel ist das Boot (oder Flugzeug). Dazu war es notwendig eine Hängematte (6€!) und ein Ticket zu kaufen. Gewitzte Verkäufer schlugen sich beinahe, um mir ein möglichst teures Ticket zu verkaufen. Außerdem besuchte ich einen Park des Schweizers Emilio Goeldi, der neben einer großen Pflanzenvielfalt auch Araras (so ähnlich wie Papageien) beherbergte, die im allgemeinen sehr zutraulich sind. Außerdem gab es auch Schildkröten sowie riesige Jacares (Kaimane).



Desweiteren besuchte ich einige Kunstmuseen und beeindruckende Kirchen. Am besten war aber der Markt „Ver o-Peso“ am Hafen, auf dem man eine Vielfalt an religiösen Gegenständen, Fußballtrikots und Fressalien (vorallem Fisch-gerichte) kaufen konnte.

Mit einem Saft einer mir unbekannten Frucht in der Hand verbrachte ich dort die letzten Stunden vor der Abfahrt.
Mit zwei Stunden Verspätung ging es abends los. Das Boot hatte drei Stockwerke, zwei, in denen man seine Hängematten einspannen konnte und ein Deck oben, auf dem man die Aussicht auf den Urwald genießen konnte. Die Reisenden waren Einheimische, die entweder nach Hause oder zu ihrer Arbeit wollten und einige Touristen aus Europa.



Ich verbrachte die meiste Zeit buchlesend in der Hängematte oder mit einem jungen Brasilianer und zwei Argentinierinnen (Mutter/Tochter-Reisende) auf dem Deck.



Insgesamt verging die Zeit nach Santarem, das zwischen Belem und Manaus liegt, ziemlich schnell. Trinken gab es an Bord, Essen konnte man an einer der zahlreichen Häfen bei lokalen Händlern oder an Bord kaufen. Immer wieder kamen kleine Padelboote mit Flussbewohnern auf unser Boot zu, die sich wohl fälschlicherweise irgendwelche Konsumgüter von uns erhofften. Ab und zu konnte man Teile von rosa Delfinen aus dem Wasser ragen sehen. Dem jungen Brasilianer kam am Ende der Reise der Geldbeutel abhanden (vermutlich Diebstahl). In Santarem angekommen ging es dann frühmorgens (ca. 6 Uhr) mit Gepäck zur Busstation und von da aus nach Alter do Chao.



Nach den ganzen Megastädten war es erholsam sich in diesem Flussparadies aufzuhalten. Alter do Chao liegt am Rio Tapajos ganz in der Nähe des Amazonas. Es hat einige schöne Strände und viel Urwald. Ich hatte mich mittlerweile mit den zwei Argentinierinnen Alejandra und Victoria (Portenios aus Buenos Aires) angefreundet und wir machten eine Exkursion zum größten Hügel der Umgebung. Auf dem Weg dahin machten uns einige Einheimische wohl unberechtigte Ängste vor Jaguaren, die angeblich unseren Weg kreuzen könnten. Angsterfüllt und sicher erreichten wir den Berg mit wunderbarer Aussicht. Am nächsten Tag ging es dann mit Bata, einem lokalen Indigena, auf Urwaldexpedition. Zunächst ging es per sechstündiger Bootsfahrt zu einer lokalen „Comunidade“, in der Bata mit seiner Familie wohnte. Er hatte mit seiner Frau insgesamt 14 Kinder gezeugt. Verhütung wird höchstens mit einer Operation betrieben, der sich die Frau aber nicht unterziehen wollte. Er lebte in einem naturnahen Haus. Die Tiere (Hühner, Hunde, Katzen, Schweine und ein Papagei) und süßen Kinder umgaben uns und das Haus. Insgesamt ging es ihnen gut, seitdem Bata seinen Unterhalt mit Tourismus verdiente und das obwohl wir jeder lediglich 70 Euro für einen zweitägigen Ausflug mit Essen und allem bezahlten.



Wir übernachteten auch hier in einer Hängematte, von der ich allmählich Rückenschmerzen bekam. Insgesamt unternahmen wir drei Ausflüge in den Urwald. Am ersten Abend ging es mit dem Kanu durch eine wunderschöne Flusslandschaft mit Bäumen die im Fluss stehen, vielen Seerosen und verschiedene Vogelarten.



Nach einer kleinen Landexkursion durch den Urwald erreichten wir einen Bach in dem wir ein erfrischendes Bad nahmen.
Am nächsten Tag ging es dann in den wirklichen Primärurwald. Bata führte uns auf einem Trampelpfad in die Tiefen des Dschungels. Dabei erklärte er uns Möglichkeiten der Verwendung von einigen Pflanzen zur Heilung und den Baum, mit dem man Kautschuk produzieren konnte und mit dem man vor etwas mehr als einem Jahrhundert noch viel Geld verdienen konnte bis der Kunstgummi erfunden wurde. Außerdem sahen wir riesige Bäume.



Affen konnten wir kaum erblicken, da diese sehr schüchtern sind, aber immerhin eine riesige Spinne in ihrer Höhle.
Das Klima war sehr schwül und der sechsstündige Marsch sehr ermüdend. Meine Hoffnungen sich eventuell alleine ohne Hilfe im Dschungel durchschlagen zu können wurden nicht erfüllt, das überleben hier ist nicht einfach und es gibt auch Jaguare und Schlangen an manchen Orten. Wir fanden aber leider/zum Glück keine. Am späten Abend aber ging es mit dem Kanu nochmal auf den Fluss und wir konnten eine Menge kleinerer Kaimane sehen. Bata's Tourhighlight bestand dann darin sich aus dem Boot zu schleichen und uns einer der kleineren Kaimane in die Hand zu geben. Die großen waren an diesem Abend zu schüchtern, allerdings hätte er diese auch gefangen. Man merkte hier seine ganze Erfahrung mit dem Urwald, die er während seines ganzen Lebens gesammelt hatte.



Erschöpft ging es dann am nächsten Tag zurück. Ich war mittlerweile ziemlich müde von den ganzen Erlebnissen. In Santarem beobachteten wir den Zusammenfluss des Amazonas mit dem Tapajos und nahmen das Boot nach Manaus. Die Bootsfahrt bescherte mir den (tiefsten) Tiefpunkt der Reise. Neben meiner Müdigkeit, den ständigen Motorgeräuschen und kaum Platz (die Hängematten waren extrem dicht gedrängt) kamen schreckliche Rückenschmerzen. Außerdem war das Essen wohl nicht in den besten hygienischen Zuständen, was mir die nächste Woche Magenprobleme bereitete. Nach unglaublich langen 2 Tagen erreichte ich endlich Manaus. Viel von der Amazonasmetropole sah ich dann leider nicht, da ich mich die meiste Zeit im Hostel ausruhte. Beeindruckend war aber das Theater aus der „Belle Epoque“, dass sich die Stadt zur Hochzeit des Kautschukbooms 1890 leistete.



Zwei Tage nach meiner Ankunft in Manaus ging es mit dem Flugzeug schon weiter nach Rio de Janeiro. Auf dem Weg zum Flughafen sah ich auch noch einen amazonischen BVB-Fan, worüber ich etwas schmunzeln musste.

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Bitte mehr!
Dein Blog ist klasse! Bitte mehr davon. Ich würde mich aber noch über mehr Fotos über die Gegend freuen. Was für Dich schon das gewohnte Bild sein wird, ist für mich absolut neu und interessant.

Danke

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Beitrag zu Rio
Eventuell kommt noch ein kurzer Beitrag zu Rio, dann ist meine Reise aber auch schon um. ;)

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Und wie lange bist Du insgesamt noch in Brasilien? Ich hatte es so verstanden, dass Du dort studierst.

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Mittlerweile bin ich schon zurück, habe dort nur ein Auslandssemester gemacht. Aber eines Tages werde ich sicher dorthin zurückkehren... ;)

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